Als ich an das Telefon ging, sagte eine weibliche Stimme zu mir: »Ich arbeite für eine Partnervermittlung und will da weg. Suchen Sie noch Frauen?« Eine Arbeitssuchende, anstatt einer Partnersuchenden, war etwas ganz Neues für mich.
Die Gelegenheit wollte ich nutzen, meine Gesprächspartnerin ein wenig über das Geschäftsgebaren der Konkurrenz aushorchen. Dieses war auch der Grund, wieso ich ihr nicht einfach die Telefonnummer meines Vaters gab, der die Personalentscheidungen traf.
»Wo arbeiten Sie denn?«, fragte ich.
»Für die Partnervermittlung Rose«, behauptete sie.
»Von der habe ich noch nie was gehört«, entgegnete ich nach wenigen Sekunden Bedenkzeit. Dieser Firmenname sagte mir nichts und so wollte ich von ihr wissen: »In welcher Stadt ist die?« »Ich arbeite in meiner Wohnung in Herzogenrath«, lautete ihre Antwort.
Der Ort, besser gesagt das Örtchen, war eine der für mich überf l üssigen Haltestationen auf meiner Bahnstrecke. Der Bahnhof roch nach Provence. Wieso sollte sich da keine Part-nervermittlung niederlassen? Auch Bauern suchen Frauen!
Mein Kontakt mit der Konkurrenz machte mich wissbe-gierig und ich stellte eine weitere Frage: »Wie lange machen Sie das schon?«
»Ich bin 19 Jahre alt und arbeite seit zwei Jahren in unserem Gewerbe«, sagte sie.
Ich musste erkennen, dass ich nicht als Einziger recht jung in dieser Branche einstieg. »Und Sie arbeiten zu Hause?«, fragte ich nun, da ich das etwas eigenartig fand.
»Ja klar. Die Männer kommen zu mir«, sagte sie jetzt mit gedämpfter Stimme.
Mir schwante Böses. Zu explizit erwähnte sie Männer. Schlagartig wurde ich aufgeregt und meine Handflächen leicht feucht. Sie sprach gar nicht von Partnersuchende – doch sicher war ich mir mit meiner Vermutung nicht.
Während ich noch überlegte und abwog, sagte sie: »Sie können gerne vorbeikommen und sich das Spielzimmer und meine Ausstattung ansehen. Vielleicht wollen Sie sich auch selber von meinen Qualitäten überzeugen. Ich biete fast alles.«
Das war deutlich genug. Das Spielzimmer war für erwachsene Männer und befand sich nicht in einem Kindergarten, vielmehr in einem nicht jugendfreien Amüsierbetrieb.
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