Anfang 2022 unterhielt ich mich mit einem guten Bekannten über meinen Beruf. Ich wusste, dass er von meiner Branche nichts hielt. Somit war dieses Thema über Jahre hinweg ein Tabu für uns. Das änderte sich, als ich an diesem Tag von ihm erfuhr, dass er seine Verlobte über eine Online-Kontaktbörse kennengelernt hatte. Zwar erst nach langen Irrwegen, aber immerhin klappte es bei ihm.
»Was hast du denn dann gegen meinen Beruf?«, wollte ich von ihm wissen.
»In meinen Augen seid ihr Halsabschneider und zieht eure Kunden nur ab«, sagte er aufrichtig zu mir.
»Wie kommst du darauf?«, fragte ich, aber nur um zu erfahren, wie er zu dieser Erkenntnis kam.
Jörn, so heißt dieser Bekannte, antwortete aufgeschlossen: »Manche Kontaktbörsen wollten beim Anmelden wissen, was ich verdiene und schon wurde ich misstrauisch. Ich habe mich dann mit unterschiedlichen Summen eingetragen und so kam das heraus!«
Selbst mir war dieses Vorgehen noch nicht aufgefallen. Wie auch? Nur wer sich mindestens zweimal registriert, hat die Chance, diese Masche zu durchschauen. Mich wunderte es, dass unser Vorgehen schon bei den Onlinevermittlungen angekommen war.
Jörn ist von Beruf Programmierer und verdient recht ordentlich. Dass er aufgrund seiner Tätigkeit einen anderen Blickwinkel besitzt als der gewöhnliche Internetnutzer und einiges ausprobiert, womit andere sich nicht beschäftigen, ist naheliegend.
»Das mit den unterschiedlichen Preisen ist bei Partnervermittlungen normal! Preistombola halt!«, gab ich Jörn zu verstehen.
»Ich habe immer wenig angegeben. Die Chancen, eine Frau kennenzulernen, sind dann niedriger. Hat wohl darum so lange bei mir gedauert«, ließ er mich daraufhin wissen.
Mit seinem Kommentar war mein Beruf als Thema beendet, und wir unterhielten uns über andere Dinge.
Am nächsten Tag bemerkte ich aus heiterem Himmel, wie selbstverständlich die Praktiken der Kuppler für mich geworden waren. Stumpfte ich im Laufe der Jahre so sehr ab?
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